Heidelbeer-Kardamom-Tarte
Von Patrick Ben Koetter
- 8 Minuten - 1510 WörterEine Tarte? Süßkram? Echt jetzt? Also ich bin ja nicht so der Süßkram-Esser, aber Mürbteig kann ich kaum widerstehen - sei es in einer Tarte, einer Quiche oder als Shortbread.
Aber so richtig süß mag ich es dann imner noch nicht. Also habe ich nach Weg gesucht, eine saftigen Kuchen herzustellen, der natürlich (!) Mürbteig einsetzt, aber nicht so pappsüss ist wie das Zeug, was mir die Konditoreien verkaufen wollen. Ausserdem wollte ich, dass der Teig geschmacklich was eigenes hat und später nicht nur als Boden oder Form für den Belag dient - er soll ein Grund selbst sein, den Kuchen essen zu wollen!
Tja und weil Heidelbeeren echt mein Ding sind und ich seit ein paar Jahren in der orientalischen Küche stöbere war es dann plötzlich einfach: Kardamom, um den Teig interessant zu gestalten und weil er einfach so wunderbar duftet und Vanille, damit auch die Füllung etwas schmeichelndes hat und mehr ist als nur eine stabile Verbindung, welche die Heidelbeeren bindet und am Mürbteig-Boden festhält.
Bevor es jetzt losgeht ein shout out an Steffen und Frau Lock, die beide gefragt haben ob mein "Tarterezept" auch in meinen Blog kommt. Hier ist es. Habe mich sehr über Euer Interesse gefreut.
Zutaten
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240 g Mehl (Weißmehl / Dinkelmehl)
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120 g Butter
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70 g Zucker
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7 Kapseln Kardamom oder 1 TL gemahlenes Kardamom
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1 Eigelb
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2 Prisen Salz
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etwas Wasser
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250 g Heidelbeeren
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1 Becher Sahne
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1 Becher Schmand
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2 Eier (M)
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2 TL Zucker
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1 TL Vanille
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2 Prisen Salz
Ausserdem brauchst Du ein kleines Messer, eine Küchenwaage, eine mittelgroße Kochschüssel, ein Nudelholz, einen Rührbesen und eine Tarteform - ich habe eine total praktische mit Hebeboden - mit einem Durchmesser von 28 cm. Du brauchst auch einen Mörser, wenn Du das Kardamom erst selbst mahlen wirst. Wenn Du es richtig krachen lassen möchtest, weil Du öfters Teig herstellst, dann möchte ich Dir zusätzlich eine Back- oder Teigrollmatte mit Messung (!) empfehlen.
Note
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Teigrollmatte
Weil ich so ein Zubehör-Freak bin habe ich mir eine solche Matte mal eingebildet und ich bin, jedesmal wenn ich backe, so dankbar für diese Entscheidung, denn Dank der Messung rolle ich Teig seitdem immer passend zur Größe der Backform aus. Und - das Beste kommt jetzt - ich kann den ausgerollten Teig nach dem Ausrollen, ohne ihn in Stücke zu reissen, mit samt der Matte über der Backform umdrehen und ihn so passgenau in die Form befördern. Mir hat Backen lange keine Freude gemacht, weil der Teig immer am Tisch klebte und ich diesen so gut wie nie unbeschädigt in die Backform befördern konnte. Mit der Teilrollmatte aus Silikon alles kein Thema mehr. Seitdem hindert mich nichts mehr am Backen. |
Zubereitung
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Schalte das Backrohr an. Stelle es auf Ober- und Unterhitze und gib eine Temperatur von 170 °C vor. Leg ein Blech oder einen Rost auf die mittlere Etage. Das kann jetzt alles in Ruhe warm werden, während Du die Tarte vorbereitest.
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Du brauchst Platz für die Herstellung des Teiges. Ich nutze dafür immer meinen Esstisch - seine Auflage ist aus Linoelum und das ist glatt, hygienisch und leicht zu reinigen. Leg Dir die Küchenwaage, die Kochschüssel, das Messer, das Nudelholz und die Zutaten für den Teig parat und vergiss nicht, Dir jetzt schon ein kleines Gefäß mit dem Wasser bereitzustellen. Wenn Du nachher rennen musst, gibt das erfahrungsgemäß eine Sauerei und Du kannst gleich noch den Boden putzen. Für Euch getestet… ;-)
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Miss die Menge für das Mehl mit Waage und Schüssel ab und schütte es als kleinen Berg an die Stelle (bei mir der Tisch) an der Du den Teil herstellen willst.
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Wiege die Butter und zerteile diese dann mit dem Messer in kleine Stücke zu 1 auf 2 cm, welche Du gleichmäßig über dem Mehl verteilst.
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Forme eine kleine Kuhle in der Mitte Deines Mehlberges und platziere dort das Eigelb.
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Verteile Zucker und Salz gleichmäßig über dem Mehlberg.
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Verteile auch den Kardamom über dem Mehl. Wenn Du ihn wie ich noch mahlen musst - ich finde nichts, aber auch nichts hebt das Kochen geschmacklich mehr auf ein neues Level als frisch gemahlene Gewürze - dann zerstoße die Kardamom-Kapseln mit dem Stößel, entferne dann die Kapsel so dass nur noch der Samen im Mörser liegt und mahle ihn dann fein.
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Nimm das Messer und hebe mit der Klinge Mehl aus Deinem Mehlberg und lass es über die Butterstücke rieseln. Sie sollen gut mit Mehl benetzt sein, denn dann kleben sie im nächsten Arbeitsgang nicht an den Fingern.
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Nimm beide Hände und vermenge alles ohne Kraft mehrere Male. Dann beginne mehr und mehr Druck auszuüben. Quetsche die Masse vorsichtig, damit die Butterstücke sich mehr und mehr mit den anderen Zutaten - vor allem dem Mehl - vermengen. Jetzt solltest Du eine immer noch bröselige Menge Zutaten haben. Ein geschmeidiger Teig ist das noch nicht.
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Das ist der Moment ab dem Du beginnst, die Butterstücke einzeln mit den Finger zu zerdrücken. Ich nehme dazu Mehl auf Zeige- und Mittelfinger jeder Hand, dann jeweils ein Butterstück oben drauf und verreibe beide Zutaten indem ich sie gegen meinen Daumen drücke. Wenn ich auf diese Weise alle Butterstücke zerrieben habe, kann ich abschätzen wie viel zusätzliche Feuchtigkeit der Teig noch braucht.
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Nimm etwa 2 TL Wasser und giesse es mitten in den Teig. Arbeite das Wasser ein und lass Dir Zeit. Es dauert bis der Teig die Feuchtigkeit aufgenommen hat und homogen wird. Wenn Du mehr Wasser brauchst, dann nimm noch mal etwas Wasser. Lieber mehrere Male etwas Wasser hinzufügen als auf einmal viel Wasser und dann wird der Teig plötzlich klebrig und matschig.
Unser Ziel ist ein trockener Teig, der nur so viel Wasser erhält, bis er eine homogene Masse bildet. Dann wird er beim Backen fest und bleibt doch bröselig. Zu viel Feuchtigkeit und auch zu viel Kneten machen aus einem Mürbteig einen Teig - mürbe ist er dann aber nicht mehr. -
Ab mit dem Teig in den Kühlschrank. Er ist jetzt feucht und warm. Er soll abkühlen und der Kleiber im Mehl - durch das Wasser aktiviert - soll jetzt seinen Job tun; er soll seine Klebekraft entwickeln, damit wir nachher eine widerstandsfähigen Teig haben, der nicht gleich reisst wenn wir ihn ausrollen. Wir lassen ihn so lange im Kühlschrank, bis wir mit der Vorbereitung für den Belag fertig sind.
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Schnapp Dir die Schale von von vorher, schlage die beiden Eier auf und gib Eiklar und -gelb in die Schale. Zucker, Vanille und Salz dazu und dann mit dem Rührbesen durchrühren bis Du einen gleichmäßige Flüssigkeit hast.
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Gib jetzt Sahne und Schmand dazu und rühre beides vorsichtig ein. Es dauert ein wenig bis sich der zähe Schmand sich mit der flüssigen Sahne und den anderen Zutaten vermengt. Stell alles auf die Seite.
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Wasche und verlese die Heidelbeeren. Lass sie in einem Sieb abtropfen, während Du Dich jetzt wieder dem Teig zuwendest.
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Teigrollmatte oder direkt mit Mehl bestäubt auf dem Tisch: roll den Teig immer immer wieder kreuzweise wechelnd aus bis Du eine Fläche erhältst, welche Deine Tarteform ausleiden kann. Bei mir ist der Teig dann immer so um die 0,5 - 0,8 cm dick.
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Fette die Tarteform mit etwas Butter ein und schenke dem gerillten Rand besonders aufmerksam Butterliebe, denn der entscheidet nach dem Backen darüber ob Dir der Tarterand beim Herausheben kleben bleibt und ausreisst oder ob sich alles wie magisch loslöst und Du einen makellosen Rand erhältst.
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Platziere den Teig in der Form. Wenn Du ihn nicht ganz mittig hast und an einer Seite Teig den Rand fehlt, ist das kein Problem. Auf der gegenüberliegenden Seite steht wahrscheinlich Teig über und Du kannst ihn dort entnehmen und an die andere Seite transplantieren. ;-)
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Geh mit dem Handballen am Rand der Form entlang, drücke überstehenden Teig gegen den Rand der Form. Drehe die Form dabei im Kreis und ehe Du Dich versiehst hast Du jetzt einen Teig, der an keiner Stelle am Rand übersteht.
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Nimm die abgetropften Heidelbeeren und verteile diese gleichmäßig auf dem Teig.
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Rühre die flüssigen Zutaten in der Schale noch einmal auf - die Vanille hat sich in der Zwischenzeit sicherlich gesetzt - und giesse sie von innen nach aussen behutsam über Teig und Heidelbeeren aus. Wenn nicht alles gleichmäßig verläuft, dann ist das kein Problem. Sobald alle Flüssigkeit eingegossen ist, kannst Du diese gleichmässig verteilen indem Du die Form mit vorsichtigen, ruckartigen Bewegungen drehst. Dabei verteilt sich die Flüssigkeit.
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Und jetzt… für ca. 30 Minuten ab in den Ofen. Gegen Ende werden einige Heidelbeeren aufplatzen und ihren Saft abgeben. Dann wird die Füllung sich heben und etwas blubbern. Ab diesem Moment verdampft Flüssigkeit und Dein Kuchen wird mal um mal trockener. Also raus damit. :-)
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Gib ihm jetzt Zeit abzukühlen und widerstehe der Versuchung, die Tarte vorher aus der Form zu holen. Der Kuchen wird erst formstabil wenn er abgekühlt ist.
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Zuletzt der wirklich harte Teil: der Kuchen schmeckt am Besten, wenn Kardamom und Vanille einen Tag Zeit hatten, ihre Aromen an Teig und Füllung abzugeben. Es ergibt wirklich einen Unterschied. Back am besten gleich zwei Tartes - eine isst Du gleich und die zweite gibt es dann morgen.