Crispy Rote Bete auf Hummus
Von Patrick Ben Koetter
- 7 Minuten - 1297 Wörter"Ein altes ukrainisches Sprichwort warnt: Eine Geschichte, die mit einer Roten Bete anfängt, endet mit dem Teufel." Mit diesen Worten lies Tim Robbins den Roman "Pan Aroma: Jitterbug Perfume" beginnen und als ich sie vor vielen Jahren las war mir klar, der Roman und ich, das würde eine Liebesgeschichte werden. Wenn du schräge Geschichten magst, dann empfehle ich Dir dieses Buch.
Aber darum soll es hier nur am Rande gehen. Im Zentrum dieses Posts steht die Rote Bete. Auch so eine Liebesgeschichte. Ich kenne keine Frucht, die ihr im Geschmack ähnelt. Diejenigen, die Rote Bete ablehnen, werden jetzt sagen "Ja, genau. Nichts kommt ihr gleich und das ist auch gut so, denn ich finde sie schrecklich." Vielleicht ist das so ein Dinge wie mit Koriander. Den mag ich übrigens auch und auf dieser Site wird es garantiert diverse Gerichte geben in denen Koriander eine tragende Rolle spielt.
Aber… Rote Bete! Erdig, süßlich, trocken auf der Zunge, säuerlich, fest und knackig wenn roh gegessen. Und wenn du das alles verarbeitet hast, realisierst du ihre Farbe! Wehe sie tropft Dir roh auf die Kleidung! Ihr Saft geht tagelang nicht von den Händen. Selbst gekocht und allen Lebens beraubt faucht sie Dich immer noch mit Farbe an. Ein letzter Gruß bevor sie dann mit einem fetten Grinsen ins Fegefeuer mit Ziel Teufel abhaut. Die Rote Bete hat halt Stil.
Die meisten kennen sie sicherlich als dieses rote, geriffelte Gemüse (Buntmesser!), welches sauer eingelegt, als Bestandteil eines Beilagensalates serviert wird. Diese Rolle wird ihr nicht gerecht und nebenbei dominiert sie geschmacklich den gesamten Beilagensalat - es sei denn Kartoffelsalat ist mit dabei.
Der dumpfe Geschmack der Kartoffel ist ein würdiger Gegenspieler. Er absorbiert ihre vorlaute Schärfe und verleiht ihr einen geeigneten Rahmen, der ihre Intensität ausgleicht. Ähnlich verhält es sich bei diesem Rezept, welches Rote Bete mit Hummus kombiniert. Nicht auf die Weise wie du es in der levantinischen Küche vorfindest, wo sie die Rote Bete fein gerieben mit in das Hummus einarbeiten, sondern als im Ofen gebackene erdige Süßigkeit, die auf einem kleinen Hügel von Hummus trohnt.
Zum ersten Mal habe ich das mit Stiefkind auf einem Workshop in Köln gegessen. Serviert war das Gericht in kleinen Gläsern - ein perfektes Snack für einen Anlass bei dem viele Leute stehen und sich immer mal wieder was vom Buffet holen. Versammelt um einen großen, tiefen Teller voller nussigem Hummus, Stücke ofenwarmer, gebackener Rote Bete obenauf, übergossen mit einigen gönnerischen Fäden ebenso nussigem Olivenöl, umringt von Freunden die alle eine Gabel und ein Stück Brot in der Hand haben und gemeinsam Essen teilen geht natürlich auch. ;-)
Okay? Du willst das jetzt auch? Also das geht so…
Zutaten
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Rote Bete
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Olivenöl
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Salz
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200 g Kichererbsen, trocken oder 260 g Kichererbsen aus der Dose
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Natron
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Tahin
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Knoblauch
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½ TL Kreuzkümmel, gemahlen (auch: Cumin)
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Zitronensaft
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Olivenöl
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Salz
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Currypulver, würzig / mild
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Olivenöl
Ausserdem brauchst du ein Backblech, ein Schneidebrett (Kunststoff, abwaschbar), Gummihandschuhe (gibt es in der Drogerie oder du hast noch welche von der letzten Pandemie übrig), ein Schälmesser, ein kleines Messer, eine mittelgroße Kochschüssel, einen mittelgroßen Kochtopf, ein Püriergefäß und einen Pürierstab.
Zubereitung
Hummus
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Leg die Kichererbsen in die Kochschüssel, bedecke diese in der Höhe im Verhältnis 2:1 mit Wasser und füge dann das Natron hinzu. Lass alles gut 12 Stunden über Nacht stehen und hör den Kichererbsen bei der Arbeit zu. Sie knacken während sie die Feuchtigkeit des Wassers in sich aufnehmen und am Morgen ist die Schüssel randvoll.
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Giesse das Einweichwasser ab und spüle die Kichererbsen gut durch.
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Gib die Kichererbsen in den Topf und bedecke diese gut mit Wasser. Dann koche die Erbsen bei niedriger Hitze für 1 - 2 Stunden oder so lange bis diese weich sind. Und ja nicht salzen, denn sonst werden sie wie alle Hülsenfrüchte hart! :-)
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Behalte das, mit dem Geschmack der Kichererbsen aromatisierte Wasser zurück, wenn du diese schlussendlich abgießt und die zurückgebliebenen Kichererbsen in das Püriergefäß umfüllst.
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Gib 3 - 4 EL Tahin auf die Kichererbsen und ebenso die Knoblauchzehe.
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Jetzt musst du Dich rantasten! Giess ein wenig von dem Kichererbsenwasser hinzu und drehe eine erste Runde mit dem Pürierstab.
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Würze jetzt mit dem Zitronensaft! Seine Säure soll das Dumpfe nehmen, aber sie soll im Hintergrund bleiben und den Kichererbsen nicht die Schau stehlen.
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Füge Salz hinzu und denk bei der Menge daran, dass du den Eigengeschmack der gesamten Masse hervorkitzeln willst und nicht nur den 1 cm oben, bei dem du nachher mit einem Finger oder Löffel probieren wirst. Dann pürier noch einmal.
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Jetzt Olivenöl und Kreuzkümmel. Denk an einen Salat. Die Zitrone gab die Säure und wie jede Säure hat sie die Eigenschaft ins Grenzelose zu entschwinden. Setz ihr mit dem Öl Grenzen und biete ihr mit dem nussigen Geschmack des Olivenöls eine stimmigen Rahmen.
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Passt die Geschmeidigkeit? Wenn nicht, dann gib nochmal etwas Kichererbsenwasser dran und zieh die Paste mit dem Pürierstab glatt; es dauert, bis aus einer krümeligen Paste eine glatte Creme wird.
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Passt der Geschmack? Wenn nicht, dann frag Dich was fehlt? Nussig vom Tahin? Säure? Salz? Öl? Stell Dein Hummus zur Seite und lass es eine Weile ziehen. Zeit für die Rote Bete.
Crispy Rote Bete
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Heize dein Backrohr auf 160 °C bei Ober- und Unterhitze an. Vermeide Umluft, denn das trocknet Dir die Bete unnötig aus.
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Zieh die Handschuhe an (Du willst das!) und schäle alle Rote Bete. Dann zerteile sie in mundgerechte Stücke und versammle Alles auf dem Backblech.
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Rote Bete sind ein schnelles Gewebe. Salz wird schnell in ihr Inneres diffundieren. Salze die Stücke eher zurückhaltend, denn die Bete hat dem Salz geschmacklich nicht viel entgegenzusetzen - es wird ihren Eigengeschmack bald überholen und dominieren. So ein freches, kräftig, erdiges Ding und dann so zart besaitet wenn es um Salz geht. Wer hätte das gedacht? ;-)
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Olivenöl über Alles! (California Uber Alles! Äh, ja. Hüstel! Keine Ahnung wo das jetzt herkam…) Nicht viel und dann Alles vermengen und mit dem Öl benetzen. Du willst im Grunde nur die wässrige Bete mit Öl vor dem Austrocknen bewahren wenn du sie dann gleich im Ofen der Hitze aussetzt.
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Arrangiere die Stücke auf dem Blech so, dass sie gut immer 2 cm Abstand voneinander haben. Wenn Du sie viel näher zueinander stellst, dann wird der austretende Wasserdampf des einen das andere Stück bedampfen und du erhältst tolle weiche Bete, aber crispy werden sie so nie. (Gilt übrigens auch für Dinge, die in der Pfanne kross werden sollen.)
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Ab ins Backrohr und dann kannst Du erst mal in Ruhe die Küche aufräumen. So nach 15 Minuten ist ein erster Blick eine gute Sache. Ich piekse immer mit einem spitzen, kleinen Messer ein Stück an. Wenn es hineingleitet, dann ist die Bete gar. Danach kommt crispy und wenn Du nicht dabei bleibst kommt Einäscherung. (Für Dich getestet…). Denk aber in jedem Fall daran, dass die Rote Bete noch etwas nachgaren wird, wenn sie nach dem Backen auskühlt. Also nimm sie diesen einen Tick früher raus, bevor sie genau richtig ist. Das passiert dann beim Auskühlen.
Zusammenbau
Einerlei ob du dich jetzt für die Variante im Glas oder in der flachen Schale entscheidest: Rühr den Hummus noch einmal durch und probier ihn noch einmal, bevor Du ihn als Grundlage deines Gerichtes präparierst. Passt der Geschmack noch? Zitrone verliert ihre Kraft mit der Zeit…
Wenn alles passt, dann bereite einen 1 - 2 cm hohen Boden aus deinem Hummus, montiere ein oder zwei Stücke Rote Bete oben drauf und verteile einen Hauch von Currypulver über dem Ganzen - es baut eine würzige, spanndende Brücke zwischen den beiden Zutaten. Zuletzt einen Faden Olivenöl oben drauf. Der Curry haftet dann besser, Öl / Fett transportiert Geschmack und es betont noch einmal die nussige Note, die das Ganze haben soll.
Guten Appetit! :-)